Kennt ihr das Gefühl, wenn man sich nach einer Dokumentation, welche die verheerenden Folgen unserer Lebensweise behandelt, hilflos fühlt?
Am Wochenende gibt es bei uns Mittags meistens Bildungsfernsehen. Ich gebe zu, manchmal braucht unser angestrengtes Hirn seichte Unterhaltung, doch dieses Wochenende entschieden wir uns für die Doku „The True Cost“. Es geht darum, welchen Einfluss die Modeindustrie auf Menschen und Umwelt hat. Die ungeschönte Wahrheit darüber welche Bedeutung mein billiges T-Shirt, welches ich gerade trage, wirklich hat.
Die Frau aus Indien, die im Fernseher so unnahbar erscheint, verliert eine Träne. Ich fühle mit. Und kann meine Tränen auch nicht zurück halten.
Warum ich mich nicht mehr hilflos fühle
Das Wesentliche war für mich, dass ich begriffen habe, dass nicht nur die Konzerne oder die Politik Verantwortung für all die Missstände tragen. Wir, als Konsumenten treffen mit jedem gekauften Produkt eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die uns heute beim Shoppen vielleicht nur 20 € kostet, doch am Ende der Kette kostet sie uns eine grausame Wahrheit, die uns alle betrifft: Menschen- und Tierleid, Umweltverschmutzung und -zerstörung, …
Ich bin davon überzeugt, dass jeder von uns mehr Einfluss haben kann, als wir uns selbst zutrauen. Daher beschäftige ich mich immer mehr mit fairen, biologischen und nachhaltigen Produkten. Das ist nicht nur ein Trend, sondern wird immer mehr zu einer Notwendigkeit. Das Tolle ist, es gibt bereits hilfreiche Bücher, Blogs und Plattformen, die es uns einfacher machen etwas zum Besseren zu verändern.
Das geht uns alle an. Mittlerweile kann keiner mehr abstreiten, dass ihm das eine oder andere Problem nicht auch bekannt ist. Trotzdem sehen wir weg und bleiben in unserer Komfort-Zone. Aber macht es uns wirklich glücklich? Ich habe eher das Gefühl, dass wir insgeheim nach einem Rettungsring suchen, der uns zum Wesentlichen bringen soll.
Das Wesentliche ist für mich, dass wir unserem Leben mehr Bedeutung geben.
Leichter leben
So kam ich zum Thema Minimalismus, welches ich schon länger auf dem Radar habe, aber ich sah mich selbst nie als jemand, der ein minimalistisches Leben führt. Ich dachte damals es würde bedeuten, dass man fast nichts besitzen darf und von Leere umgeben ist.
Doch heute weiß ich, die Ideologie des Minimalismus ist eine, bei der es nicht per se um Verzicht geht, sondern darum sich mit all dem zu umgeben, das uns wirklich wertvoll ist. Was einen belastet, lässt man nach und nach los. Das Ziel ist, dass man bewusster und leichter lebt. Es muss auch nicht von heute auf morgen geschehen. Ich habe auch erst vor einigen Wochen angefangen und merke, dass es ein Prozess ist.
Buchtipp Minimalismus
Erst kürzlich erschien ein sehr schönes Buch von Lina Jachmann mit dem Titel „Einfach leben – Der Guide für einen minimalistischen Lebenstil“. Es behandelt mit Bildern, Interviews und nützlichen Tipps alle Lebensbereiche und bietet einen einfachen Einstieg in das Thema Minimalismus:
- Minimalismus & Wohnen
- Minimalismus & Mode
- Minimalismus & Körper
- Minimalismus & Lifestyle
Das Buch ist liebevoll gestaltet und hat mir gezeigt, dass die Idee des Minimalismus viel Raum für Interpretationen lässt und somit jeden inspirieren kann.
Leichter Leben bedeutet für mich nicht nur sich selbst ein einfaches Leben zu schaffen, sondern durch den Lifestyle Verantwortung zu übernehmen und sich bewusst zu machen, welchen Produktionsweg unsere Konsumgüter durchleben und sich darum zu bemühen ihnen eine lange Lebensdauer zu ermöglichen, so dass möglichst wenig Müll entsteht. Das ist ein Thema der Wertschätzung.
Doch am Ende des Tages muss jeder in seinem eigenen Ermessen Entscheidungen treffen.
„Our greatest freedom is the freedom to choose our attitude.“ Viktor E. Frankl